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Die Oberflächliche Frontallinie
Die Oberflächliche Frontallinie - kurz OFL - ist eine weitere Myofasziale Leitbahn unseres Bewegungsapparates. Sie ist der Gegenspieler der Oberflächlichen Rückenlinie - die bereits im vorangegangenen Blogbeitrag vorgestellt wurde.
Die Oberflächliche Frontallinie verbindet die gesamte vordere Körperoberfläche von den Füßen bis hinauf zu den Seiten des Schädels in zwei Teilen: von den Zehen zum Becken und vom Becken bis zum Kopf. Beide Anteile agieren als eine Linie, wenn sich der Körper im aufrechten Stand befindet und die Hüfte gestreckt ist.
Zwei schnellagierende und kräftige Muskeln gehören zu dieser Linie: Der musculus rectus femoris (der Muskel der Oberschenkelvorderseite) und der musculus rectus abdominis (der gerade Bauchmuskel). Sie sind über die Hüfte mechanisch miteinander verbunden:
Wenn sich beide kontrahieren (zusammenziehen), kommt es zu einer Hüftbeugung: Brustkorb und Knie nähern sich einander an.
Bei dieser Übung kommt es zu einer Kräftigung der Oberflächlichen Frontallinie, besonders im Bereich Oberschenkel- und Bauchvorderseite.
Bei der Überstreckung des Körpers nach hinten werden beide Muskeln auseinandergezogen. Ist ein Muskel nicht dehnbar, muss der andere dies ausgleichen oder die Belastung entlang der Oberflächlichen Frontallinie weiterleiten.
Alle empfindlichen Stellen unseres Körpers sind entlang der Oberflächlichen Frontallinie angeordnet. Da der Mensch durch den aufrechten Stand seine verletzlichsten Körperpartien für jeden sichtbar - und angreifbar - präsentiert, ist die OFL vielen emotionalen Einflüssen ausgesetzt. Häufig schützen wir diese Regionen - bewusst oder unbewusst - durch das Zusammenziehen in der Leiste, das Anspannen des Bauches oder das Einziehen der Brust.
"Jede negative Emotion drückt sich als Flexion (Beugung) aus."
Moshe Feldenkrais
Häufige Beispiele, die auf eine Dysfunktion der OFL deuten:
Steifheit in den Beinen - blockierte Knie
Gewohnheitsmäßige Beugung des Rumpfes
Einschränkung der Atmung im vorderen Rippenbereich
Überstreckung der oberen Halswirbelsäule
Um die Oberflächliche Frontallinie zu mobilisieren, können unterschiedlich starke Rückbeugen und Dehnungen der Vorderseite der Beine eingesetzt werden.
Tasten Sie sich wieder langsam an die Übungen heran. Bei den Übungen mit überstrecktem Kopf immer das Kinn auch etwas nach vorne ziehen und den Kopf dann nach hinten hochhalten.
Das Zusammenspiel zwischen der überwiegend ausdauerorientierten Oberflächlichen Rückenlinie und der schnell reagierenden Oberflächlichen Frontallinie wird daran deutlich, dass die Dehnung der einen Linie zur Kontraktion der anderen führt.
Starke Verschiebungen oder Beugungen mancher Körperteile nach vor oder hinten zeigen uns, wo eine Dehnung oder Kräftigung der beiden Myofaszialen Bahnen erforderlich ist.
Informationsquelle:
"Anatomy Trains - Myofasziale Leitbahnen" von Thomas W. Myers, Urban und Fischer, 3.Auflage 2015